Rita Breuer

„Rita Breu­er […] from the small town of Olpe* […] star­ted to get inte­res­ted in how Christ­mas had been abu­sed for pro­pa­gan­da pur­po­ses over the years, most bla­tant­ly by the Nazis. Their hob­by tur­ned into a full-fled­ged ama­teur rese­arch pro­ject.“
(über­setzt: „Rita Breu­er aus der Klein­stadt Olpe* begann, sich dafür zu inter­es­sie­ren, wie Weih­nach­ten für Pro­pa­gan­da-Zwe­cke miss­braucht wor­den war, ins­be­son­de­re von den Natio­nal­so­zia­lis­ten. Aus dem Hob­by wur­de ein voll­wer­ti­ges Ama­teur-For­schungs­pro­jekt.“)

*Anm.: Der Ver­fas­ser des Arti­kels fand „Wen­den“ zu klein für eine inter­na­tio­na­le Bericht­erstat­tung und mein­te, es müs­se zumin­dest die nächst­grö­ße­re Stadt genannt wer­den…

Spie­gel online Inter­na­tio­nal
13.11.2009
Quel­le

Die Weihnachtssammlerin

„Sag­ten Sie „Weih­nachts­samm­le­rin“? Also… Kugeln und Lamet­ta?“ -
So beginnt nicht sel­ten ein Kon­takt, der beim Gegen­über Inter­es­se und Neu­gier weckt.
Neu­gier war in der Tat auch der Antrieb und der Beginn mei­ner aktiv geleb­ten Sam­mel-Lei­den­schaft, immer im Blick dabei die Ent­wick­lung von Weih­nach­ten vom aus­schließ­li­chen Fest der Kir­che hin zum inter­na­tio­nal belieb­ten Fami­li­en­fest. Von Anfang an — das war in den 1970er Jah­ren — waren mir dabei das Lächeln mei­ner Freun­de und die Unter­stüt­zung mei­ner Fami­lie sicher.
1997 fand dann als „Mut­pro­be“ unse­re ers­te, kom­plett selbst orga­ni­sier­te Aus­stel­lung statt, damals zum The­ma „His­to­ri­sche Papier­krip­pen“. Nicht nur vie­le „Wend­sche“ fan­den den Weg in den still­ge­leg­ten Gast­hof Stahl in Rothe­müh­le. Mit dem Besuch der Muse­ums­lei­te­rin vom Stadt­mu­se­um Berg­ka­men begann ein neu­er Abschnitt: Sie stell­te uns und unse­re nach­fol­gen­den Aus­stel­lun­gen erfolg­reich dem Ruhr­ge­biet vor. Von da an ging‘s berg­auf!
Seit­dem waren wir mit 42 Aus­stel­lun­gen an 24 ver­schie­de­nen Orten im Land zu Gast: vom Stadt­mu­se­um im Harz bis zur Fabri­kan­ten­vil­la am Nie­der­rhein, von der Scheu­ne im Frei­licht­mu­se­um Clop­pen­burg bis zum Fürst­li­chen Schloss in Ben­dorf, vom Klos­ter­saal auf der Schwä­bi­schen Alb bis zum Scho­ko­la­den­mu­se­um in Köln.
Den­noch: Es wäre wun­der­bar für die „Samm­lung Weih­nach­ten“, irgend­wann ein­mal hier im „Wend­schen“ eine dau­er­haf­te Blei­be zu fin­den, wo vor Jahr­zehn­ten alles begann…

Rita Breu­er, 2021

Der Traum vom eigenen Museum

Eine Aus­stel­lung im NS-Doku­men­ta­ti­ons­zen­trum in Köln zum The­ma „Weih­nach­ten in der poli­ti­schen Pro­pa­gan­da“ über­rasch­te mei­ne Mut­ter und mich 2009 mit einer über­wäl­ti­gen­den Reso­nanz. Das Tele­fon stand nicht mehr still, Jour­na­lis­ten von Abu Dha­bi bis Syd­ney, von Radio Vati­kan bis „Spie­gel online“ stell­ten immer wie­der die glei­chen Fra­gen: „Whe­re do you come from? Do you have your own muse­um?“ Was soll­ten wir sagen: „We come from Wen­den, about 70 kilo­me­ters from Colo­gne. No, sor­ry, we don‘t have a muse­um the­re.“
Mei­ne Mut­ter und ich haben jahr­zehn­te­lang gemein­sam von unse­rem eige­nen Muse­um geträumt: Ein Ort der Begeg­nung, vol­ler Kul­tur- und Zeitgeschichte(n), Wis­sen und Inspi­ra­ti­on. Als mein Mann Peter Schus­ter und ich dann einen Plan zur Umset­zung schmie­de­ten, war die Vor­freu­de groß.
Lei­der muss­ten wir das letz­te Stück unse­res lan­gen gemein­sa­men Weges ohne sie gehen. Rita Breu­er starb im Novem­ber 2023, weni­ge Tage nach ihrem 85. Geburts­tag.
Die­ses Muse­um ist ihrem Lebens­werk gewid­met, ihrer unglaub­li­chen Ener­gie und ihrem künst­le­ri­schen Esprit.
Und zukünf­tig ant­wor­te ich auf die Fra­ge „Whe­re do you come from?“ mit einem augen­zwin­kern­den Lächeln:
„Zeit­wen­den Muse­um, you know, a gre­at Place of Cul­tu­re in the heart of Euro­pe!“

Judith Breu­er, 2025