„Sammlung Weihnachten – Rita Breuer“

Das Sau­er­land ist „Weih­nachts­land“

Jeder drit­te Weih­nachts­baum in Deutsch­land stammt aus dem Sauerland.1 Damit kommt die­ser Regi­on eine her­aus­ra­gen­de Bedeu­tung zu für das tra­di­ti­ons­reichs­te Fami­li­en­fest im Jahr. Auch wenn ein­zel­ne Quel­len die Exis­tenz frü­her Weih­nachts­bäu­me bereits für das 17. Jahr­hun­dert bele­gen, so ent­wi­ckel­te sich der „Christ­baum“ doch erst im Ver­lauf des 19. und frü­hen 20. Jahr­hun­derts zu einer wirk­li­chen Volks­tra­di­ti­on.

„Ein Weihnachtsbaum wie früher“

Die eben­falls im Sau­er­land behei­ma­te­te „Samm­lung Weih­nach­ten“ doku­men­tiert die Kul­tur­ge­schich­te des Weih­nachts­fes­tes vom Bie­der­mei­er bis zur Gegen­wart. Begon­nen hat­te alles mit einer Kind­heits­er­in­ne­rung:
„Einen Weih­nachts­baum, geschmückt wie zu Omas Zei­ten“, die­sen per­sön­li­chen Wunsch ihres Ehe­man­nes woll­te Rita Breu­er in die Tat umset­zen. Das war Mit­te der 1970er Jah­re, und ein­ge­drück­te Sil­ber­ku­geln, Lamet­ta und Glas­vö­gel mit „Wipp­schwänz­chen“ hielt sie selbst damals für „Tin­nef“ (Wen­de­ner Platt­deutsch für „min­der­wer­ti­ge Ware“)2.

Neugier und Leidenschaft

Bei ihrer Suche im Bekann­ten­kreis und auf Floh­märk­ten ent­stand jedoch schnell eine Neu­gier auf alles, was Weih­nach­ten in frü­he­ren Zei­ten doku­men­tier­te: Advents­ka­len­der, Post­kar­ten, Christ­baum­stän­der, bun­te Gaben­tel­ler und vie­les mehr ergänz­ten die ste­tig wach­sen­de Samm­lung. Die aus Ger­lin­gen in der Gemein­de Wen­den stam­men­de Rita Breu­er ent­wi­ckel­te eine lebens­lan­ge Lei­den­schaft, die fast fünf Jahr­zehn­te andau­ern soll­te.

Ein wichtiges Archiv

Heu­te umfasst die „Samm­lung Weih­nach­ten“ nahe­zu alle Berei­che weih­nacht­li­chen Brauch­tums von der Mit­te des 19. Jahr­hun­derts bis zur Gegen­wart. Bei der Datie­rung und Ein­ord­nung von Fund­stü­cken kann die Samm­lung auf ein umfang­rei­ches Archiv zurück­grei­fen, z.B. die Dezem­ber­aus­ga­ben von his­to­ri­schen Zei­tun­gen und Zeit­schrif­ten, alte Fir­men­ka­ta­lo­ge, Wer­bung und Pro­spek­te, pri­va­te Auf­zeich­nun­gen und Fami­li­en­fo­tos. So wer­den kul­tu­rel­le, sozia­le, wirt­schaft­li­che oder tech­ni­sche Aspek­te von Expo­na­ten sicht­bar.

Nur „schön“ reicht nicht…

Ins­be­son­de­re his­to­ri­scher Christ­baum­schmuck fas­zi­niert bis heu­te durch sei­ne Viel­falt an Mate­ri­al und For­men. Neben der gro­ßen Palet­te von Glas­ob­jek­ten fin­den sich Schmuck­stü­cke aus Wat­te und Papier, Dresd­ner Pap­pe, Gablon­zer Glas­per­len, Draht, Wachs oder Zinn. Doch der „schö­ne Schein“ war Rita Breu­er nie genug: Sie sam­mel­te nicht nur „Glanz­stü­cke“, son­dern doku­men­tier­te eben­so, wie Men­schen bas­tel­ten und impro­vi­sier­ten, um das Fest auch in Not- und Kriegs­jah­ren noch fei­ern zu kön­nen.

Keine heile Welt

Auch unbe­que­me The­men, die nicht in die „hei­le Welt“ von Weih­nach­ten zu pas­sen schie­nen, hat Rita Breu­er nie gescheut: Fra­gen zur Kin­der­ar­beit und Heim­ar­beit bei der Fer­ti­gung von Christ­baum­schmuck mach­ten sie früh skep­tisch. Der Miss­brauch von Weih­nach­ten für poli­ti­sche Pro­pa­gan­da wur­de ihr Spe­zi­al­ge­biet. Im Team mit ihrer Toch­ter Judith Breu­er wur­de sie zur aner­kann­ten Exper­tin, Autorin und Aus­stel­lungs­ma­che­rin. 42 Aus­stel­lun­gen in Muse­en quer durch Deutsch­land konn­te sie erfolg­reich umset­zen. Das Zeit­wen­den Muse­um hat sich zum Ziel gesetzt, ihr Lebens­werk zu bewah­ren und wei­ter­zu­füh­ren.

1 Schutz­ge­mein­schaft Deut­scher Wald SDW Bun­des­ver­band e.V., Abruf­da­tum 21.10.2025 https://www.sdw.de/ueber-den-wald/waldwissen/weihnachtsbaum/herkunft-des-weihnachtsbaumes/

2 Schra­ge, Hans-Rai­ner: Wen­de­ner platt­deut­sches Wör­ter­buch, 1. Auf­la­ge, Schmal­len­berg, WOLL-Ver­lag, 2024, S. 246